Der Dschungel ist los...
- eintoenigevielfalt
- 27. Feb. 2019
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. März 2019

Von hinten pirscht sich langsam ein Leopard an und zieht schnurstracks an einem vorbei. Plötzlich kommt von vorne eine Schlange auf einen zu. Und dahinten an der Ecke steht doch ein Tiger?! Die Stadt wird langsam zum Dschungel... Das Stichwort: Animal-Print. Ja, das Geschäft mit den Tier-Aufdrucken boomt. Es gibt kaum noch ein Kleidungsstück, welches nicht in dem angesagten Trendlook daherkommt. Ob Kleider, Hosen oder Röcke im Leoparden-Style, Pullover und Tops in Zebraoptik oder Taschen und Schuhe in Krokodilmusterung. Selbst Accessoires, wie Ohrringe oder Ketten, können nicht mehr auf ein tierisches Erscheinungsbild verzichten. Seit neusten erlebt auch das Kuhflecken-Muster ein Revival, wodurch man sich in die Zeit der Cowboys und Indianer zurück versetzt fühlt. Und falls es kein Aufdruck sein soll, so werden des Weiteren Materialen, wie Leder oder Pelz in jeglichen Kleidungsstücken verarbeitet. Doch wo kommt die Liebe zu diesem felligen Modephänomen her?

Setzt man mal bei der Geschichte der Kleidung an, so war in der Altsteinzeit Fell das Material, welches nach der Jagd von Tieren übrig blieb und somit zu einer Art Bekleidung verarbeitet werden konnte. Außerdem würden Felsmalereien davon zeugen, wie Menschen sich die Tierfelle über die Köpfe gezogen haben und sie so wiederum als Verkleidung nutzten. In späteren Epochen gehörte beispielsweise das Leoparden-Fell zur Amtstracht hoher ägyptischer Priester. Und auch für die Germanen habe Fellkleidung neben der Stoffkleidung eine besondere Rolle gespielt. Umhänge, Capes, Röcke, Beinhüllen, sowie Schuhe wurden zu dieser Zeit aus tierischen Materialien hergestellt. Somit zeigt sich, dass Fell eine lange Tradition in der Bekleidungsgeschichte hat und in jeglichen Epochen immer wieder aufgegriffen wurde.
Doch wie sieht es nun heute mit den zahlreichen Tiermusterungen oder Verarbeitungen von zum Beispiel Fell oder Leder aus? Schaut man noch einmal weiter, sei es zur damaligen Zeit schwer gewesen eine Grenze zwischen Schmuck und Kleidung zuziehen. Manche Forscher_innen würden sogar behaupten, dass sich die Kleidung aus dem Schmuck oder dem Schmücken des Körpers entwickelt habe. Fell diente in erster Linie dazu auf Gegner furchteinflößend zu wirken und sei damit erst später zur Bekleidung geworden. Das schönste Fell habe wiederum der Stärkste, sowie der Älteste einer Familie getragen. Von da an seien Kleidung, wie auch Schmuck, zum Ausdruck der Persönlichkeit geworden und haben die Rolle in der Gemeinschaft widergespiegelt. Auch heutzutage versuchen wir uns durch Kleidung auszudrücken und damit Botschaften an unser Gegenüber zu senden. Wir wollen zeigen, in dem wir uns in bestimmter Weise kleiden, wie wir von der Gesellschaft gesehen werden wollen und versuchen uns damit von anderen abzuheben oder auch abzugrenzen.

Doch in den letzten Jahren sei es nun so gewesen, dass die Pelzkleidung immer mehr von der Stoffkleidung verdrängt wurde. In den 70er Jahren kamen dann auch die ersten Pelzimitationen und Kunstleder auf und nahmen neben echten Pelzen und echtem Leder einen wichtigen Platz in der Frauen-und Männermode ein. Und da die heutige industrielle Produktion von Bekleidung die Möglichkeit bietet, jede Vorstellung von Musterungen, Optiken oder Stilen nachzubilden, sowie in riesigen Stückzahl zu produzieren, so ist Pelz und Leder durch dessen künstliche Nachahmung nicht zwingend ein Luxusgut mehr. Schlichtweg sei Bekleidungen aus Pelz oder Fell so zu einer Art Ziertracht geworden. Und wir müssen auch nicht mehr, wenn wir uns mit den schönsten Fellen schmücken wollen, wie früher auf die Jagd gehen und ein Tier erlegen. Man möchte heutzutage bewusster mit der Natur und seinen Lebewesen umgehen, aber trotzdem auf die Schönheit und Vielfalt dieser nicht verzichten. Dies könnte daher ein möglicher Grund sein warum wir alle die Tierlooks lieben und uns, in unserer eigenen Individualität, dem Trend fügen. Also, falls man mal wieder Lust auf einen Zoo-Besuch hat, ein Stadtbummel tut es auch.
(LT)

Quelle: Thiel, Erika, 2010, Geschichte des Kostüms; Die europäische Mode von den Anfängen bis zur Gegenwart. Leipzig: Henschel Verlag.
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